Oristano
Als kleinste aller Provinzhauptstädte, mit etwa 32-tausend Einwohnern, vermittelt sie ein dörfliches Ambiente. An einer einzigen Stelle nur noch, ist die originale Stadtmauer erkennbar. Zeitzeichen vieler Jahrhunderten sind im modernen Oristano beinahe wie weggefegt. Die bedeutendsten Pracht-Bauten sind jedoch einen Besichtigung wert.
Malerisches Centro storico
Fast heimelig muten sich die schmalen Pflasterstein-Gässchen, flankiert von meist dreistöckigen, aneinandergereihten Wohnhäusern mit winzigen Balkonen im Centro storico an.
Einige der ehemaligen Treppenhäuser zu den Wohnungen sind zu beeindruckenden Vorhallen umgestaltet. Sie werden als Ausstellungs-, Verkaufs- und Präsentationsräume für heimisch-handwerkliche Produkte verwendet. Insbesondere gerade zur Zeit der berühmten Reiterspiele, der Sartiglia, die hunderte von Touristen anlockt.
Einladend und urgemütlich
Mittelalterliche Gewölberäume, die abends zu gemütlich schummrigen Restaurants werden, sind mir hier einen Blick und Foto wert. Wie schön würden solche doch ebenso in unseren nicht mediterranen Städten wirken… Da Vorabend der Sartiglia ist, finden schon bunte Paraden statt, und die Trommeln erfüllen dröhnend die kleinen Bars.
Der Marianische Turm
Sehr nahe zueinander gelegen begeistern die wenigen, aber spektakulären Gebäude aus dem 12. Jahrhundert.
Majestätisch baut sich der perfekt erhaltene mächtige Torre di Mariano ( auch Torre di San Cristoforo) vor dem Betrachter auf, eines der wenigen noch vorhandenen Teilstücke der antiken Stadtmauer aus dem Jahre 1291.
Er bildete das Nordtor der Stadt im 13. Jahrhundert und war wichtigster Teil der Stadtmauer, von der nur wenige Fragmente erhalten sind.
Die schöne Glocke kam 200 Jahre später.
Der Dom
Beeindruckend zieht mich der Dom in seinen Bann.
Seine Zwiebelturmsilhouette ragt weit über das Städtchen. Die auffällige Majolikakuppel wacht, wie eine Exotin so byzantinisch wirkend gegenüber dem sonst barocken Stil, über das kleine centro storico.
Die 1228 von Richter Marianus (Namensgeber eben diesen Turmes) erbaute und über viele Jahrhunderte umgestaltete, veränderte, neugebaute Kirche gibt bereits auf den ersten Blick Kunstschätze überdimensionaler Werte preis.
Alleine die Deckengemälde und die vielen kleinen Altäre, jeweils Heiligen gewidmet, lassen die wechselvolle, geschichtlich Bedeutsamkeit der Kathedrale für das Land erahnen. Auf den ersten Blick sind Statuen und Gemälde aus über fünf Jahrhunderten sichtbar.
Nur wer tiefer in den Kapitelsaal eintaucht, erblickt den noch größeren, eigentlichen Domschatz: Kunstgegenstände, Kircheninventar, sowie antike liturgische Gesangsbücher aus dem 13. bis 15.Jahrhundert.
Die Kirche San Francesco
Via Sant´Antonio führt auf eine ganz besondere Kirche unweit des Dom zu. Von einem cagliaritanischen Architekten (Gaetano Cima) von 1805 bis 1878 erbaut im neoklassizitischen Stil, ist ihre wahrer Schatz nicht die Fassade, sondern wartet innen an der linken Seitenwand auf.
Aus sardischem Holz geschnitzt, gilt das beeindruckende Crocifisso di Nicodemo als wertvollste Holzschnitzarbeit der Insel. Jesus am Kruzifix ist hier in Lebensgröße dargestellt.
Unsere Tipps:
Wer kann, sollte im Februar nach Oristano kommen und das anspruchsvollste aller Rittertourniere Sardiniens, die Sartiglia besuchen. Es findet alljährlich am Faschingssonntag und – dienstag statt.
Ganz in der Nähe, nur etwa 24 Km Richtung Norden befindet sich das antike Brunnenheiligtum Santa Cristina. Die wundervoll erhaltene Wasserkultstätte der Nuragher bietet sich ausgezeichnet an für einen Stopp mit Picknick in freier Natur.